2025-07-07
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Der Bedarf an Pflege in Deutschland wächst stetig – aber es fehlt das Geld
Foto: Thomas Trutschel / photothek.net; / IMAGO
Der Bundesrechnungshof (BRH) warnt vor einer Finanzlücke in Höhe von 12,3 Milliarden Euro in der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) bis zum Jahr 2029. Das geht nach Informationen der »Bild am Sonntag« aus einem Bericht des Rechnungshofs hervor,den dieser im Vorfeld der am Montag beginnenden Etatberatungen im Bundestag an den Haushaltsausschuss verschickt habe. Bereits für 2026 ist demnach mit einem Defizit der Pflegeversicherung von 3,5 Milliarden Euro zu rechnen.
»Gute Pflege muss menschenwürdig funktionieren,sich am Bedarf orientieren,und sie darf nicht in Armut führen.«
Anja Piel,Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds
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Der Rechnungshof mahnt daher Reformen in der Pflegeversicherung an. Die Haushaltsplanung von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sieht bislang lediglich vor,die Pflegekassen durch Darlehen von 0,5 Milliarden Euro im laufenden und 1,5 Milliarden Euro im kommenden Jahr zu entlasten. »Die Gewährung des Darlehens löst die Finanzprobleme nicht«,erklärt dazu jedoch laut »Bild am Sonntag« der Bundesrechnungshof. »An einer durchgreifenden Reform der SPV führt kein Weg vorbei«,heißt es demnach in dessen Schreiben.
»Gute Pflege muss menschenwürdig funktionieren,und sie darf nicht in Armut führen«,sagte Anja Piel,Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds. »Ziel der Kommission muss sein,nicht nur eine kurze finanzielle Atempause zu erreichen,sondern eine mutige Reform einzuleiten,mit der gute Pflege finanziell sichergestellt werden kann«,hob sie hervor. »Was nicht geht,ist,Ausgaben und Pflegeleistungen zusammenzustreichen«,mahnte sie weiter.
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Als wichtigsten Baustein nannte Piel den »Deckel für die Eigenanteile in der stationären Pflege«. Zusätzlich müsse der Steuerzuschuss zur Pflegeversicherung wieder eingeführt werden,und den Kassen müssten Ausgaben aus der Zeit der Coronapandemie von 5,2 Milliarden Euro vom Bund erstattet werden. Außerdem müsse der Bund die Pflegeversicherung von Leistungen entlasten,die nicht zu ihren eigentlichen Aufgaben gehören.
»Die beste Lösung bleibt eine Pflegebürgervollversicherung,bei der alle Pflegekosten von der Versicherung bezahlt werden«,betonte Piel. »Wer bei der Pflege den Rotstift ansetzt,nimmt Verarmung der zu Pflegenden mit ihren Angehörigen billigend in Kauf und riskiert im schlimmsten Fall sogar den frühen Tod von Betroffenen«,warnte sie. Auch mögliche Karenzzeiten,in denen Versicherte Pflegekosten selbst tragen müssten,lehnte die Gewerkschafterin ab.
flg/AFP