2025-09-04
HaiPress
Die aktuelle Außenhandelsstatistik zeigt eine klare Botschaft: Baden-Württemberg kann sich nicht länger auf die bisherigen Exportstützen USA und China verlassen. So sind die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten im ersten Halbjahr 2025 um rund zehn Prozent zurückgegangen und damit das zweite Jahr in Folge deutlich geschrumpft. Besonders betroffen sind die für den Südwesten so zentralen Branchen – die Automobilindustrie (Minus 11 Prozent),die Pharmaindustrie (Minus 13 Prozent) und der Maschinenbau (Minus 12 Prozent). Auch die Exporte nach China sind im gleichen Zeitraum um mehr als 16 Prozent eingebrochen,vor allem aufgrund eines massiven Rückgangs beim Automobilabsatz (Minus 40 Prozent).
„Die Exportschwäche in die USA hat bereits vor zwei Jahren begonnen,also vor der aktuellen politischen Zuspitzung“,sagt Claus Paal,Vizepräsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Präsident der für Außenwirtschaftsthemen im BWIHK federführenden IHK Region Stuttgart. Die Gründe sind nach Paals Einschätzung vielfältig: „Der US-Automarkt verändert sich durch den raschen Aufstieg neuer Anbieter. Gleichzeitig wird im Pharmabereich stärker lokal produziert und im Maschinenbau setzen viele US-Unternehmen zunehmend auf eigene Kapazitäten oder asiatische Lieferanten. Das bedeutet für unsere Unternehmen: Der US-Markt bleibt wichtig,aber er ist kein Selbstläufer mehr.“
Exporte in die Schweiz stark angestiegen
Umso wichtiger sei die europäische Stabilitätsachse. „Unsere Nachbarländer tragen derzeit wesentlich zur Abfederung der globalen Unsicherheiten bei“,sagt Paal. Rückgang bei USA und China,ein Plus beim Europäischen Markt – insgesamt stagnierte der baden-württembergische Außenhandel damit im ersten Halbjahr. Die Exporte gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur leicht um 0,51 Prozent zurück und lagen bei 122,4 Milliarden Euro. Die Exporte in die Schweiz stiegen dabei um 19 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro – bei den Importen ist die Schweiz inzwischen sogar Baden-Württembergs wichtigstes Herkunftsland. Dabei sind pharmazeutische Produkte die bedeutendste Warengruppe im bilateralen Handel zwischen Baden-Württemberg und der Schweiz – und das in beide Richtungen.
Auch in der EU gibt es positive Dynamiken – mit wachsenden Ausfuhren nach Spanien (Plus 8,4 Prozent),Polen (Plus 6,1 Prozent),Österreich (Plus 4,3 Prozent),Italien (Plus 2,8 Prozent) und Frankreich (Plus 1,2 Prozent).
Den Blick weiten – neue Wachstumsregionen erschließen
Für den BWIHK-Vize zeigt diese Entwicklung: „Europa ist das Rückgrat unseres Außenhandels. Doch allein auf Europa zu setzen,reicht nicht. Baden-Württemberg muss den Blick weiten und neue Wachstumsregionen erschließen. In vielen aufstrebenden Ländern entstehen Chancen für unsere Leitindustrien – ob Maschinenbau,Automotive,Pharma,Medizintechnik oder Umwelttechnologien. Wir brauchen eine breitere Exportbasis,die unsere Unternehmen resilienter gegenüber geopolitischen und wirtschaftlichen Schwankungen macht. Vielfalt in den Absatzmärkten ist die beste Versicherung gegen globale Risiken und zugleich die Basis für nachhaltiges Wachstum im Südwesten. Die EU kann dabei unterstützen,indem sie Freihandelsabkommen mit Regionen,die dies wollen,zügig angeht und deutlich schneller zum Abschluss bringt.“
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es,in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-,Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag