2025-09-23
https://www.spiegel.de/wissenschaft/klima-rekordsommer-2024-forderte-mehr-als-60-000-hitzetote-in-europa-a-d37bff41-4023-4cc0-a351-1c2730fdfdd8
HaiPress
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Temperaturanzeige vor einer Apotheke im französischen Toulouse (im August 2025)
Foto: Alain Pitton / NurPhoto / IMAGO
Der Rekordsommer 2024 hat in Europa einer Studie zufolge mehr als 62.700 Hitzetote verursacht. Damit war die Zahl dieser Todesfälle um fast ein Viertel höher als im Sommer 2023,wie das Instituto de Salud Global Barcelona (ISGlobal) in der Fachzeitschrift »Nature Medicine«
berichtet. Insgesamt starben demnach in den vergangenen drei Sommern 2022 bis 2024 mehr als 181.000 Menschen an den Folgen extremer Hitze. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Saarbrücken oder Oldenburg. Zahlen für das laufende Jahr wurden bisher nicht systematisch ausgewertet.
Am stärksten betroffen war mit weitem Abstand – wie bereits in den Vorjahren – Italien: Dort wurden für den Zeitraum zwischen dem 1. Juni und dem 30. September 2024 über 19.000 Hitzetote geschätzt. Auf Platz zwei folgt Spanien mit mehr als 6700 Todesfällen und danach bereits Deutschland,das rund 6300 Todesopfer zu beklagen hatte. Die Plätze vier und fünf belegen Griechenland (knapp 6000) und Rumänien (mehr als 4900).
Anders sieht die Reihenfolge aus,wenn man die geschätzte Zahl der hitzebedingten Todesfälle in Relation zur Einwohnerzahl setzt. Hier belegt Griechenland laut der Studie mit 574 Hitzetoten pro eine Million Einwohner Platz eins vor Bulgarien mit 530 und Serbien mit 379. Dieser Wert lag in Deutschland bei 74.
2024 war weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1850. Dabei lag die globale Durchschnittstemperatur laut Weltwetterorganisation (WMO) erstmals seit Messbeginn 1,55 Grad über dem vorindustriellen Niveau von 1850 bis 1900. Bis zum vorigen Jahr war die 1,5-Grad-Marke noch nie übertroffen worden.
»Europa ist der Kontinent,der sich am schnellsten erwärmt – doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt«,sagte Studienautor Tomáš Janoš von ISGlobal. Besonders im Mittelmeerraum und in Südosteuropa zeige sich der Klimawandel bereits deutlich: »Diese Regionen sind Hotspots,in denen die gesundheitlichen Folgen besonders gravierend sind.«
Getestet wurde dafür das Modell »Forecaster.health«,das auf epidemiologischen Berechnungen basiert und regionale Warnungen bis zu einer Woche im Voraus liefern kann. In Südeuropa ermöglichte das Modell sogar eine noch längere Vorhersagezeit. Gerade dort,wo die meisten Menschen an Hitze sterben,»eröffnet das eine bislang ungenutzte Chance,Leben in den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu retten«,betonte Ballester.
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Die jüngste Analyse umfasst 654 Regionen in 32 Ländern. Um die Zahl der Hitzetoten zu schätzen,wurden Temperaturmessungen und Sterbedaten genutzt. Frühere Berechnungen auf Basis von Wochenstatistiken hatten die Belastung den Angaben zufolge teils um fünf bis 20 Prozent unterschätzt. Deshalb griffen die Forscher diesmal auf täglich erfasste Daten aus einer europäischen Forschungsdatenbank zurück,mit denen sich die Modelle verfeinern ließen. Diese wurden nun auf die Sommer 2022 bis 2024 angewendet und lieferten die aktuellen Zahlen.
ahh/dpa