Greenwashing bei Thunfisch mit MSC-Siegel: foodwatch mahnt Rewe ab

2025-10-23 HaiPress

Wegen irreführender Nachhaltigkeitswerbung hat foodwatch den Handelskonzern Rewe abgemahnt. Rewe bewirbt Thunfisch-Dosen seiner Eigenmarke „Ja” mit der Aufschrift „Aus einer MSC-zertifizierten nachhaltigen Fischerei“. In der Dose steckt zwar „Echter Bonito“-Thunfisch mit Siegel des Marine Stewardship Council (MSC). Laut foodwatch-Recherchen stammt dieser jedoch aus Fischereien,die bei denselben Fangeinsätzen auch Thunfisch fangen,dessen Bestände überfischt sind. Verbraucher:innen,die die Dosen im Glauben kauften,damit nachhaltigen Fischfang zu unterstützen,würden somit getäuscht. Nach Ansicht der Verbraucherorganisation verstößt Rewe damit gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb.

„Das MSC-Siegel wird zum grünen Deckmäntelchen für ein zerstörerisches Fischereisystem. Wer diesen Thunfisch als nachhaltig vermarktet,täuscht die Öffentlichkeit – statt schonend gefangenen Fisch gibt es Überfischung und Artensterben”,sagte Annemarie Botzki von foodwatch. „Die Supermarktketten tragen Verantwortung,dass die Produkte ihrer Eigenmarken keine grünen Werbelügen sind.”

Die Abmahnung betrifft konkret zwei Dosen der Rewe-Eigenmarke „Ja“ mit MSC-zertifiziertem Thunfisch aus dem westlichen Indischen Ozean (FAO-Gebiet 51). Recherchen von foodwatch gemeinsam mit der französischen Meeresschutzorganisation Bloom zeigen: Zum Zeitpunkt des Fangs war ausschließlich der Fang von Echtem Bonito zertifiziert – doch bei denselben Einsätzen wurden auch große Mengen von Gelbflossen- und Großaugenthun gefangen (bis zu 47 Prozent der Fangmenge der Flotten),die als überfischt galten. In die MSC-zertifizierten Dosen gelangte nur der Echte Bonito,die gefährdeten Thunfischarten wurden aber ebenfalls von den Flotten verarbeitet und ohne Siegel verkauft. Zudem gelangt regelmäßig auch Beifang weiterer bedrohter Tierarten in die Netze der Fangflotten,etwa Haie,Rochen und Meeresschildkröten,kritisierte foodwatch.

Im westlichen Indischen Ozean werde MSC-zertifizierter Echter Bonito fast ausschließlich mit meeresschädlichen sogenannten Fischsammelgeräten gefangen – das sind treibende Konstruktionen,die große Mengen Beifang verursachen und oft als Müll das Meer und Küsten verschmutzen. Fischereien,die diese Fischsammler einsetzen,sollten deshalb vom MSC-Siegel ausgeschlossen werden,forderte foodwatch.

Laut foodwatch widerspricht die Fangpraxis daher den Prinzipien,die der Marine Stewardship Council für eine „nachhaltige Fischerei“ aufgestellt hat. Diese lauten: Der Fischbestand hat eine gesunde Größe,der Lebensraum Meer wird geschont und es gibt ein wirksames Fischereimanagement.

Die Verbraucherorganisation appellierte auch an die Handelsketten in Deutschland,die Fischprodukte ihrer Eigenmarken so lange nicht mehr mit dem MSC-Siegel als nachhaltig zu bewerben,bis die Organisation garantieren kann,dass die von ihnen zertifizierten Fischereien tatsächlich umweltverträglich arbeiteten. Zudem solle der Handel grundsätzlich nur noch Thunfisch anbieten,der nachweislich nicht mit Fischsammlern,sondern zum Beispiel mit Langleinen gefangen wurde. Der Einzelhandelskonzern Marks & Spencer aus Großbritannien zeigt,dass das geht: 98 Prozent seines Thunfischs stammen aus Angelfischerei.

Während der Großaugenthun nach wie vor als überfischt eingestuft ist,änderte die Indian Ocean Tuna Commission Ende 2024 die Einstufung des Gelbflossenthuns auf „nicht mehr überfischt”. Wissenschaftler:innen zweifeln die neue Bewertung jedoch stark an,da die Bestandsberechnung mangelnde Transparenz aufweist und der plötzliche Statuswechsel nicht plausibel erscheint.

Das MSC-Siegel steht immer wieder in der Kritik: Greenpeace Dänemark reichte 2023 eine formelle Beschwerde gegen den Begriff „nachhaltig“ im MSC-Kontext ein. In den USA laufen Sammelklagen gegen Walmart wegen irreführender MSC-Werbung.

Quellen und weiterführende Informationen:

Abmahnung von foodwatch

foodwatch-Report „Thunfisch: Täuschung in Dosen. Gefährliche Überfischung mit MSC-Label“

Fotos der abgemahnten Thunfischdose: Front & MSC-Siegel

PM foodwatch e.V.

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