Toxisches Verhalten Experiment im Escape-Room – Narzissten beeinträchtigen den Erfolg ganzer Teams

2025-11-07 https://www.spiegel.de/wissenschaft/narzissmus-experiment-im-escape-room-narzissten-beeintraechtigen-den-erfolg-ganzer-teams-a-619dce3e-d36d-4d9c-9879-0cbbdffc9533 HaiPress

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Jemand öffnet ein Schloss in einem Escape Room: Wer mit anderen kooperativ zusammenarbeit,hat mehr Erfolg

Foto: Volker Herold / Funke Foto Services / IMAGO

Haben Sie auch einen Kollegen,der ständig an Ihren Ideen herumnörgelt und sich in den Vordergrund spielt? Solch ein narzisstisches Verhalten kann den Erfolg des ganzen Teams beeinträchtigen,haben britische Forschende nun herausgefunden – und zwar,indem sie Teams in Escape-Rooms nach dem Ausgang suchen ließen.

Für die Studie

,die jetzt im Fachmagazin »Behavioral Sciences« erschien,ließen die Forschenden 101 Personen in 23 Teams in einem Escape-Room antreten. Das sind Räume,in denen die Spieler verschiedene Rätsel lösen müssen,um dem Raum zu entkommen. Im Escape-Room dieser Studie mussten die Teilnehmer eine fiktive Sprache entschlüsseln oder versteckte Artefakte finden.

Dabei ließ das Forschungsteam die Teilnehmer zuerst nach einem kurzen Kennenlernspiel einen Fragebogen ausfüllen,indem sie sich selbst und ihre Mitspieler anhand verschiedener zwischenmenschlicher und teambezogener Eigenschaften einschätzen sollten. Auch nach dem Spiel bewerteten die Teilnehmer,wie freundlich,vertrauenswürdig oder aggressiv sie sich selbst und die anderen einschätzten – aber auch,wie sie den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit während des Spiels einschätzten. Dadurch konnten die Forschenden Zusammenhänge zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen der Teilnehmer und ihrem Erfolg in der Gruppe herstellen.

»Wir stellten fest,dass wettbewerbsorientierte und rivalisierende Personen eher dazu neigten,die Ideen ihre Teamkollegen zu ignorieren oder abzulehnen,Informationen zurückzuhalten und die Erfahrung als frustrierender zu empfinden«,sagt Reece Bush-Evans,Psychologe an der britischen Bournemouth University und Leiter der Studie,in einer Mitteilung. »Dies zerstörte den Teamzusammenhalt,der für die Erledigung der Aufgabe notwendig war.«

Nicht alle Narzissten sind auf gleiche Weise narzisstisch

Schon in früheren Studien unterschieden Psychologen zwischen zwei verschiedenen Formen des Narzissmus: einem »narzisstischen Bedürfnis nach Bewunderung« bei besonders selbstbewussten Personen,die charmant auftreten und nach Aufmerksamkeit buhlen. Und einer »narzisstischen Rivalität«,die Personen auszeichnet,die andere abwerten,aggressiv auf Kritik reagieren und schnell beleidigt sind.

Auch Reece und seine Kolleginnen und Kollegen identifizierten diese beiden Typen unter den Teilnehmern. Vor allem Teams mit höherem Maß an »narzisstischer Rivalität« schnitten im Escape-Room schlechter ab. Teilnehmer mit einem »narzisstischen Bedürfnis nach Bewunderung« beeinträchtigen den Teamerfolg dagegen nicht,förderten ihn aber auch nicht. Diese Personen wurden den Angaben zufolge im Verlauf des Spiels eher als weniger fleißig und arroganter wahrgenommen. »Ihr Charisma mag ihre Kollegen anfangs beeindruckt haben,aber das verlor an Wirkung,als es nicht durch nützliche Beiträge untermauert wurde«,sagt Bush-Evans.

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Einschränkend schreiben die Autoren,dass manche Teilnehmer sich in mehreren Gruppen bereits kannten. Dies könne sich darauf ausgewirkt haben,wie die Teams zusammenarbeiteten und wie verallgemeinerbar die Ergebnisse daher sind.

Dennoch halten die Forschenden die Ergebnisse auch für andere soziale Gruppen relevant,etwa die am Arbeitsplatz. Obwohl der Versuch in einem lockeren,geselligen Rahmen stattgefunden habe,»mussten die Teams dennoch Vertrauen aufbauen,Ideen austauschen und gemeinsam planen,um Herausforderungen zu meistern. Genau diese Fähigkeiten sind für den Erfolg in realen Teams unerlässlich«,sagt Bush-Evans.

Die Ergebnisse zeigten,dass es die Teamdynamik beeinträchtige,wenn sich eine Person ihren Kollegen überlegen fühle. »Die erfolgreichsten Teams waren nicht die lautesten,sondern die kooperativsten. Führungskräfte sollten gute Zuhörer genauso wertschätzen wie redselige.«

lki

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