2025-11-26
HaiPress
Wenn im Advent die Backöfen heißlaufen,es nach Zimt,Vanille und Nüssen duftet und festliche Mahlzeiten das tägliche Programm bestimmen,bedeutet das für die meisten Menschen besonderen Genuss. Andere hingegen kämpfen mit Völlegefühl,Müdigkeit oder Verdauungsproblemen – und das liegt nicht nur am Stress oder an der Menge. Ein entscheidender Faktor ist auch,wie der eigene Körper Nährstoffe verarbeitet. Diese Unterschiede sind teilweise genetisch bedingt. Die personalisierte Ernährung nach genetischer Veranlagung kann helfen zu verstehen,warum der Körper auf bestimmte Nährstoffe so reagiert,wie er reagiert.
Gene entscheiden mit: So unterschiedlich verarbeitet der Körper NährstoffeDie Verwertung von Fetten,Kohlenhydraten und Zucker ist von Mensch zu Mensch verschieden – und das hat auch genetische Ursachen. Ein Beispiel ist das LCT-Gen,das die Produktion des Enzyms Laktase steuert. Laktase spaltet Milchzucker (Laktose) im Dünndarm. Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen in Mitteleuropa ist dieses Gen so ausgeprägt,dass die Laktaseproduktion im Erwachsenenalter deutlich abnimmt. In der Folge bekommen manche Menschen bei Sahnetorte oder Milchschokolade zum Adventskaffee Blähungen,Bauchschmerzen oder Durchfall.Ein weiteres Gen,das in der Weihnachtszeit eine Rolle spielt,ist AMY1. Es codiert für das Enzym Amylase,das Stärke abbaut,also eine Form von Kohlenhydraten. Menschen mit mehr Kopien dieses Gens produzieren mehr Amylase und können stärkehaltige Lebensmittel wie Plätzchen,Stollen oder Kartoffelbeilagen effizienter verdauen als andere.Die Insulinempfindlichkeit wird von Varianten im FTO-,TCF7L2- und anderen Genen beeinflusst. Sie bestimmt,wie schnell der Blutzucker nach zuckerhaltigen Speisen ansteigt und wieder abfällt. Personen mit geringerer Insulinempfindlichkeit neigen zu größeren Blutzuckerschwankungen. Das kann sich nach Plätzchen,Lebkuchen oder einem süßen Adventsessen in Form von Energietiefs,Heißhunger oder Müdigkeit bemerkbar machen.Hinzu kommt das Mikrobiom. Es bezeichnet die Gemeinschaft der Mikroorganismen im Darm,zu denen hauptsächlich Bakterien gehören. Forschungen zeigen,dass das Mikrobiom beeinflusst,wie viel Energie aus Kohlenhydraten und Fetten aufgenommen wird. Wenn in der Vorweihnachtszeit die Ernährung reichhaltiger,süßer und fetter wird,kann das bei empfindlichen Menschen zu Beschwerden führen.Die häufigsten Unverträglichkeiten – und wie verbreitet sie sindAuch klassische Intoleranzen und Allergien können in der Adventszeit auftreten. Dabei werden Symptome allerdings häufig überschätzt,denn nicht jedes Unwohlsein ist eine echte Unverträglichkeit:Laktoseintoleranz: Etwa 15 Prozent der Deutschen sind betroffen,in Südeuropa liegt der Anteil höher. Gebäck,heiße Schokolade oder Glühwein mit Sahne können dann Beschwerden auslösen. Allerdings sind die Symptome individuell unterschiedlich und hängen von der konsumierten Laktosemenge ab.Fruktosemalabsorption: Etwa 20 Prozent der Bevölkerung haben Schwierigkeiten,Fruchtzucker zu verdauen. Trockenfrüchte,Honig oder Obstkomponenten in Weihnachtsgebäck werden dann schlecht vertragen.Nussallergien: Etwa 1 bis 2 Prozent der Erwachsenen reagieren allergisch auf Nüsse,besonders häufig auf Haselnüsse. In Plätzchen und Lebkuchen sind sie allgegenwärtig.Zuckeralkohole wie Sorbit: Diese sind in manchen Früchten,Süßigkeiten,Backwaren oder Diätprodukten enthalten und belasten empfindliche Verdauungssysteme besonders stark.Fett- und zuckerreiches Essen: Es verzögert die Magenentleerung und kann zu einem VöllegefühlViele dieser Empfindlichkeiten werden durch die Kombination von üppigem Adventsessen,Stress und wenig Bewegung verstärkt. Was wie eine Unverträglichkeit wirkt,ist oft einfach eine Überlastung des Verdauungssystems.Strategien: So gelingt ein ausgewogener AdventWer über die Vorweihnachtszeit hinweg genießen möchte,ohne seinen Körper übermäßig zu belasten,kann mit einigen bewussten Strategien aktiv werden. Sie können für manche Personen sinnvoll sein:Ernährungstagebuch führen: Wer notiert,was er wann isst und wie er sich danach fühlt,erkennt Muster. Tritt das Unwohlsein eher nach fettem Essen,Zucker oder im Zusammenhang mit bestimmten Nährstoffen auf?Balance statt Verzicht: Natürlich dürfen Plätzchen,Stollen und Glühwein genossen werden – aber nicht ausschließlich. Obst und Gemüse,Salate,Suppen oder Hülsenfrüchte helfen,den Nährstoffhaushalt stabil zu halten und entlasten das Verdauungssystem.Regelmäßige Mahlzeiten: Statt sehr großer Portionen einmal am Abend helfen kleinere Portionen über den Tag verteilt – das stabilisiert auch den Blutzuckerspiegel und verhindert extreme Schwankungen.Ausreichend trinken: Heizungsluft trocknet Schleimhäute aus,was das Verdauungssystem zusätzlich belastet. Viel Wasser,ungesüßte Tees oder leichte Brühen helfen,die Flüssigkeit im Körper zu halten.Bewegung einbauen: Ein Spaziergang nach dem Festtagsessen ist mehr als nur Aktivität. Er regt die Verdauung an,reguliert den Insulinspiegel und kann helfen,ein Ungleichgewicht im Stoffwechsel zu vermeiden.Bewusst testen: Wenn Beschwerden regelmäßig auftreten,kann ein schrittweises Testen helfen. Wenn Betroffene einzelne Lebensmittel weglassen oder austauschen,können sie Auslöser identifizieren – am besten in Kombination mit einem Ernährungstagebuch. Bei dauerhaften oder wiederkehrenden Beschwerden sollten sie sich an einen Arzt zu wenden.Fazit: Genuss und Wohlbefinden müssen kein Widerspruch seinDie Vorweihnachtszeit ist geprägt von kulinarischen Höhepunkten: Plätzchen,Adventskaffee,Festtagsessen. Doch nicht jeder verträgt diese Genüsse gleich gut. Genetische Unterschiede in der Nährstoffverwertung,Intoleranzen und individuelle Empfindlichkeiten spielen eine große Rolle dabei,wie der Körper auf die reichhaltige Adventsküche reagiert.Wer aufmerksam isst und sein Essverhalten bewusst gestaltet,kann den Advent beschwerdefrei genießen. Ein tieferes Verständnis für die eigenen Stoffwechselprozesse kann dabei helfen,Genuss und Wohlbefinden in Einklang zu bringen – etwa durch nutrigenetische Ansätze. Denn Weihnachten soll schließlich für alle eine Zeit des Genießens sein.PM